Etwa zwei Dutzend Tierporträts hat Stefanie Klymant bei einer zweiwöchigen Ausstellung in der Galerie des Kreuzfahrtschiffes MS EUROPA ausgestellt. Dabei hat sich die Künstlerin vor allem auf die eher großformatige Darstellung vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen beschränkt.
Schon auf den ersten Blick berührt den Betrachter die trotz breitem, manchmal gar grobem Pinselstrich realistisch wirkende Wiedergabe der Tiere, die je nach Charakter der Rasse mal in unmittelbare Nähe (die neugierigen Schweine), mal distanziert mit viel landschaftlichem Freiraum (die Dartmoor-Ponys) oder ungestüm auf den Betrachter zurasend (die Beaglemeute) porträtiert sind.
Dabei interessiert die Künstlerin neben den Äußerlichkeiten der Rasse die innere Befindlichkeit, ja gar den Charakter der jeweiligen Tiere zu erfassen. Eine Vermenschlichung vermeidet die Künstlerin und schafft es so, bei einem eher populären Sujet, nicht in Trivialität oder gar Kitsch abzugleiten. Der häufig gewählte direkte Blick des Tieres aus dem Bild heraus spricht an und führt mit seinem hintergründigen Witz (Esel), manchmal auch abweisendem Stolz und Arroganz (Pfau) oder kessem Gekreische (Hähne) wenigstens zu einem Lächeln im Gesicht des Betrachters.
In diesem besten Sinne dürfen die Bilder als „Gute-Laune-Bereiter“ angesehen werden. Neben diesen inhaltlichen Bemerkungen zum ausgestellten Oeuvre Klymants steht ihre große technische Malqualität außer Frage. Der Pinselstrich ist stets sicher, schafft es sogar in einigen Bildern sowohl malerische als auch grafische Komponenten miteinander zu vermischen (White Park Cattle). Der Bildaufbau ist wohl komponiert und stets ausgewogen, und die ausgeklügelte, nie flächig oder gar langweilig vorgenommene Farbwahl überzeugt sowohl aus der Ferne als auch beim Betrachten aus der Nähe und unterstützt souverän die inhaltliche Bildsprache.
Klymants Oeuvre geht jedoch weit über die reine Tierdarstellung hinaus. Es gelingt ihr, in kurzer, geradezu impressionistischer Arbeitsweise Landschaften zu erfassen und auf die Leinwand zu bringen, wobei das Ergebnis durch die besondere Malweise der Künstlerin expressionistische Züge aufweist, die an Werke von Cezanne erinnern. Dies mag umso mehr erstaunen, da die Künstlerin keine der einschlägigen Akademien besucht hat, sondern das Malen im Selbststudium und durch die Beratung durch eine russische Künstlerin erlernt hat. Hier darf man gespannt auf weitere Ausstellungen von Stefanie Klymant sein.
Gedanken von Kunsthistoriker Dr. Carsten Seick